Im dörflichen Alltag war der Schuster nahezu unentbehrlich. Die Arbeit auf dem Feld und im Wald verlangte derbes und kräftiges Schuhwerk. Schuhe und Stiefel wurden mit Pechfaden vernäht und die Sohlen mit feinen Holzstiften versehen. Aber um die Schuhe länger zu halten, wurden die Sohlen auch angenagelt, oft mit den sogenannten „Hufnägeln“, die so herrliche Geräusche auf den Kopfsteinpflaster hinterließen.
Das Schusterhandwerk wurde früher auch sehr oft außer Haus betrieben, denn es wurde wesentlich mehr geflickt und repariert (geschustert) als neu angefertigt.
Bei vielen Familien stand ein „Dreibein“ zu Hause, auf dem der Vater die Schuhsohlen selbst flickte. Da musste auch mal ein alter Reifen als Sohle herhalten, oder ein alter ausgedienter Gürtel sah sich als Oberlederflicken wieder. Aber nicht nur das Schuhwerk wurde bedacht, auch Lederzeug, Zaumzeug, Riemen, Bänder und Peitschen.
In Oster-Ohrstedt gab es laut Volkszählungsliste von 1840 den Holzschuhmacher Thomas Carstensens. 1860 sind die Schuhmacher Heinrich Brummmann, Heinrich Lorenzen und Josias Johannsen aufgeführt. „Heine“ Lorenz arbeitete bis Anfang 1900 im “Schoosterhuus“, Hauptstraße 6, dass er 1868 käuflich erwarb. Erst 1928 kam wieder ein Schuster nach Oster-Ohrstedt - der Schuhmachermeister Christian Lembke.
Er kaufte mit seiner Frau Christine das Haus Nr. 11 in der Bahnhofstraße für 3000 Reichsmark. Bis zu seinem Tod im Jahre 1965 übte er dort sein Handwerk aus. Er stellte auch neue Schuhe her, hauptsächlich aber reparierte er Schuhe und andere Gegenstände aus Leder. Nebenbei verkaufte er auch Gummistiefel, die er von einem Händler bezog. Seit dem Tode von Christian Lembke gibt es in Oster-Ohrstedt keinen Schuster mehr, auch sein Wohnhaus ist nun abgerissen worden. Das alte „Schoosterhuus“ ist jedoch noch erhalten und hat sich nur unwesentlich verändert.